Aus eigener Erfahrung als Turniertierärztin kann ich sagen, dass ca. eins von zehn Pferden einen korrekt nach der Zwei-Finger-Regel verschnallten Nasen- bzw. Sperrriemen hat. Das heißt, es passen zwei Finger !übereinander! zwischen Nasenriemen und Nasenrücken (siehe Foto)! Unabhängig von der Art der Zäumung!

Was eine zugeschnürte Zäumung an Auswirkung hat, kann man ganz gut selbst an sich testen. Lege deine Hände rechts und links an dein Gesicht. Die Daumen drücken gegen den Unterkiefer, die Zeigefinger gegen den Nasenrücken. Teste gerne mal eine lockerer „Verschnallung“, lass ein bisschen Platz zwischen Fingern und Gesicht, bis zu einem festen Zudrücken. Wie fühlt es sich an zu kauen? Wie fühlt es sich an nach rechts und links zu schauen? Könntest du so locker joggen? Schreibt mir dies gerne in die Kommentare!

Die Losgelassenheit des Pferdes beginnt mit einer losgelassenen und freien Mechanik der Kieferregion, welche durch eine zu enge Zäumung verhindert wird! Ist das Pferd nicht locker im Bereich des Kiefers, ist es nicht locker im Bereich des Genicks. Ohne lockeres Genick kein lockerer Rücken! Zudem führt eine zu enge Verschnallung zu gesteigertem Stress, erhöht die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen im Maulwinkel und vermindert die Gangqualität. Bei reduziertem Nasenriemenspitzendruck zeigen Pferde eine bessere Beugung in den Vorderfußwurzel- und Sprunggelenke und sind raumgreifender in der Vorderhand.

Als Grund für eine zu engen Verschnallung wird oft angegeben, dass das Pferd sonst „maulig“ ist oder den Kiefer zu weit aufsperrt. Hierzu ein Zitat von Dr. Kienapfel: „Wer ein Reithalfter richtig zuzieht, macht dies nur, um seine eigene Inkompetenz zu vertuschen, weil die Pferde wegen zu harter Hand sonst sperren. Bei feiner Hilfengebung und einer ruhigen Hand braucht man keine Fessel.“ Falls euer Pferd also solch ein Problem hat, sucht euch Hilfe durch einen Trainer u./o. Therapeuten. Geht auf Ursachensuche und behebt diese, auch wenn es heißt an sich selbst als Reiter zu arbeiten.